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Unverzichtbar – Unsere Hebammen

In meinem Blog geht es eigentlich hauptsächlich um schöne Dinge für Babys, Kinder und Ihre Eltern, das müssen nicht nur Materielle Dinge sein. Und so beschäftigt mich ein Thema seit der Geburt von Paul immer wieder. Paul ist ein entspanntes, fröhliches Baby und ich glaube inzwischen das zumindest zu einem Teil sowohl meine entspannte Schwangerschaft als auch die natürliche, selbstbestimmte Geburt einen großen Teil dazu beigetragen haben. Als ich neulich Sara und ihren süßen Theo zu Besuch hatte, sind wir auch noch mal auf das Thema gekommen. Sara hat ein ganz besonderes Geburtserlebnis, dass es leider bald vielleicht so schon nicht mehr geben wird. Sie hat ihren Sohn zuhause bekommen. Ehrlich gesagt habe ich bis zu dem Zeitpunkt als Sara mir damals das erste Foto von ihrem Mini im Arm des Papas im eigenen Bett schickt nie auch nur Ansatzweise über das Thema Hausgeburt nachgedacht. Aber dieses besondere Foto hat mich berührt und in dem Wunsch bestärkt auf jeden Fall nur ambulant zu entbinden und die ersten besonderen Stunden und Tage nicht in der von mir so gehassten Krankenhausatmosphäre zu verbringen. Sondern zuhause, an dem Ort, an dem man sich wohl fühlt. Und inzwischen kann ich auch Sara verstehen, warum Sie sich für eine Hausgeburt entschieden hat. All das hätte sie aber ohne ihre tolle Beleghebamme nicht erleben können. Einem Beruf dem viel abverlangt wird und dem leider nicht genügend Wertschätzung auf Seiten der Politik entgegengebracht wird. Darum hat Sara mich gebeten ein paar Zeilen schreiben zu dürfen und auf die tolle Kampagne Unsere Hebammen vom Deutschen Hebammen Verband aufmerksam zu machen und das mache ich natürlich gern, denn ich weiß hier lesen auch viele Baldmamas und Baldpapas mit, die sich vielleicht auch Gedanken über das Thema machen und vielleicht die Kampagne unterstützen wollen.

sara

Vor meiner Schwangerschaft wusste ich über den Beruf der Hebamme wohl so viel, wie jeder der keine Kinder hat. Sie begleiten die Frau bei der Geburt und helfen bei der Nachsorge mit dem neuen Baby – ein ziemlich rationales und emotionsloses Verständnis vom Berufszweig der Hebammen.

Dieses änderte sich ziemlich schnell mit Beginn meiner Schwangerschaft. Mir war klar, dass ich eine Hebamme möchte, die mich über den gesamten Zeitraum der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett betreut. Wie ich merkte, eine eher weniger vertretene Vorstellung, da die meisten Frauen im Krankenhaus durch die angestellten Hebammen betreut werden. Meine Horrorvorstellung war, und ich gebe zu, vielleicht etwas klischeehaft, dass ich leidend unter starken Wehen im Krankenhaus auf einen richtigen Drachen stoße, der mich dann durch die Geburt begleiten soll und mir am besten noch erzählt, dass ich mich nicht so anstellen solle. Und dann am besten noch einen Schichtwechsel und anderen Zwischenfällen. Das wollte ich auf gar keinen Fall. Also informierte ich mich über andere Möglichkeiten und stieß dann auf die Beleghebammen, die die Frau sowohl vor, während und nach der Geburt betreuen. Genau das, was ich gesucht hatte. Allerdings musste ich feststellen, dass es in Oldenburg nur eine Hand voll Beleghebammen gibt – und dass bei weit über 3000 Geburten im Jahr. Somit war klar, dass es schwierig werden könnte, eine zu finden. Und obwohl ich mich in der 13. SSW auf die Suche machte, waren schon zwei von den vier Hebammen, die ich kontaktierte, ausgebucht. Bei einem Gespräch lernte ich die anderen beiden Hebammen kennen und entschied mich dann nach Sympathie für meine Hebamme. Ich habe in diesem Moment einfach auf mein Bauchgefühl gehört, denn schließlich wird einen dieser Mensch eine ganze Zeit betreuen und in Momenten zur Seite stehen, wo einem vielleicht nicht mehr nach lustig-durch-den-Flur-hüpfen ist.

Ich lernte meine Hebamme also ein gutes halbes Jahr vor der Geburt unseres Sohnes kennen. Und natürlich bekam ich somit auch viel von ihrem Beruf mit. Von den vielen Nachteinsätzen und der ständigen Rufbereitschaft, den sie als Beleghebamme hat. Arbeitszeiten fernab von gut und böse. Mir war klar, dass man das nur mit viel Engagement und Idealismus bewältigen kann. Sie war nie angespannt oder gestresst, wenn sie bei mir war, brachte immer Zeit und ein offenes Ohr mit.

Im Laufe der Schwangerschaft lies ich dann sämtliche Vorsorgeuntersuchungen nur noch bei ihr machen und da ich schon immer kritisch gegenüber Krankenhäusern war und mich viel sicherer in meinen eigenen vier Wänden fühlte, entstand der Gedanke einer Hausgeburt. Meine Hebamme unterstützte und beriet mich wirklich sehr gut und beantwortete meinem Mann und mir alle Fragen. Ich war wirklich überrascht, was Hebammen alles dürfen und können. O-Ton von ihr war: „Das einzige, was der Unterschied zum Krankenhaus ist, dass ich keinen OP um die Ecke habe.“ Und so festigte sich der Wunsch einer Hausgeburt immer mehr. Aber es war klar, wenn ich oder sie sagt, dass wir doch ins Krankenhaus wollen/müssen, dass es dann auch so sein wird. Einige Wochen vor dem Geburtstermin brachte sie dann sämtliche Utensilien inkl. Geburtshocker, Sauerstoffflasche usw. zu uns ins Haus. Ich war schon etwas überrascht, eine halbe rollende Klinik bei uns stehen zu haben. Aber es gab mir auch die Sicherheit, dass, wenn doch Komplikationen auftreten, hier einiges gemacht werden kann.

Am Tag der Geburt riefen wir, nachdem die Wehen relativ regelmäßig waren, die Hebamme an. Sie kam zeitnah und blieb auch da und bereitete alles im Kinderzimmer für die Geburt vor. Kurz vor der Entbindung rief sie dann ihre Kollegin an, die als zweite Hebamme bei der Geburt half. Ich hatte sie bereits im Geburtsvorbereitungskurs kennen gelernt, womit sie mir gut vertraut war. Dann verlief alles wie im Fluge und schon wenige Stunden nach dem Eintreffen meiner Hebamme, konnten wir unseren Sohn in den Armen halten, geboren in seinem Kinderzimmer. Ein Moment, den mein Mann und ich nie wieder vergessen werden.

Anschließend machte die zweite Hebamme zusammen mit meinem Mann die Erstversorgung und U1 bei unserem Sohn. Meine Hebamme kümmerte sich um mich und brachte mich nebenan in unser Bett. Kurze Zeit später lagen wir zu dritt bei uns zuhause im eigenen Bett und waren nun eine kleine Familie.

Die Stimmung und Atmosphäre an diesem Tag hätte nicht besser sein können. Nicht nur die Ruhe und Sicherheit, die die beide Hebammen vermittelten, sondern auch die Geborgenheit des eigenen Hauses, machten die Geburt zu einem wirklich unglaublich schönen und einmaligen Erlebnis. 

Natürlich hatte ich, wie wahrscheinlich viele Schwangere, im Netz von den schlimmsten Geburtsberichten gelesen und frage mich im Nachhinein, warum können Geburten nicht wieder viel natürlicher und gelassener passieren. Ich habe fast das Gefühl, dass ich mit meinem Geburtsbericht ein Exot bin. Was passiert in den Kliniken und warum gibt es so wenige Beleggeburten? Warum kaum noch Hausgeburten? Ist die medizinische Vollüberwachung wirklich das Optimum? Was ist das Gefühl und Gespür der Frau noch wert? So viele Fragen, die sich bei mir nach der Geburt stellen. Bei den Nachsorgeterminen sprach ich viel mit meiner Hebamme auch darüber. Sie berichtete, wie schwer es ist, als Beleghebamme auch finanziell ein gutes Standbein zu haben. Denn durch die steigenden Haftpflichtkosten (aktuell liegt der Beitrag bei 6270€ im Jahr), die Beleghebammen haben, würde sie fast drei Geburten im Monat durchführen müssen, nur um die Police decken zu können. Und bei drei bis vier Geburten im Monat inklusive Betreuung, bleibt dann unter dem Strich nicht mehr viel übrig. Deshalb war auch sie sich nicht sicher, wie lange sie das noch bewältigen kann. Ich bin wirklich geschockt und frage mich, wie es sein kann, dass die Frauen zur Entbindung so systematisch in die Kliniken gezwängt werden. Ihnen wird somit jede Entscheidung über die Art und Weise der Geburt verwehrt. Und noch viel verwunderter bin ich über die doch geringe Unterstützung für die Hebammen. Genau deswegen habe ich diese Zeilen geschrieben: Weil ich die Hebammen, insbesondere die freiberuflichen, unterstützen möchte. Ich möchte ihre Arbeit würdigen, die ich für unverzichtbar halte. Ich möchte, dass es weiterhin Beleg- und Hausgeburten gibt, das Geburtshäuser bestehen bleiben und jede Frau entscheiden kann, wo sie ihr Kind zur Welt bringt. Und ich möchte, dass sich noch mehr Frauen für die Hebammen stark machen, dass sie eine Stimme bekommen, die unsere Politik zu einem schnelleren Handeln bewegt, bevor im Juli diesen Jahres die Berufshaftpflicht der Hebammen ausläuft.

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1 Comment

  • Reply
    Steffi
    14. März 2016 at 08:54

    Oh, ein toller Artikel und ganz richtig auf einem Familienblog.
    Ich habe meine erste Geburt im Krankenhaus unter „Normalbedingungen“ erlebt und letztendlich einen Kaiserschnitt bekommen, von dem ich heute denke, dass er nicht 100% notwendig gewesen wäre. Ich sehe das Problem jedoch auch schon in der Vorsorge. Ständig wird nochmal schnell ein Ultraschall gemacht und alles, was von der Norm abweicht, wird als Risiko betrachtet und entsprechend wird in den Schwangerschaftsverlauf eingegriffen und die Frauen damit natürlich auch nervös gemacht.
    Bei einer weiteren Schwangerschaft würde ich auf jeden Fall auch auf eine Beleghebamme zurückgreifen und dort die Vorsorgen machen lassen, um zurück zu einem gesunden Körpergefühl und Vertrauen in den eigenen Körper zu kommen.

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