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Ida&FRED – ein schönes Kindermodelable aus Berlin

Marie ist noch nicht Mama und fällt daher etwas raus aus unserer typischen Reihe, dennoch hat die liebe Sophie ein tolles Interview mit ihr geführt und wir möchten euch das Lable Ida&FRED unbedingt vorstellen.

Liebe Marie, erzähle mir etwas über dich, wer bist du?

Ich bin Marie, 32 Jahre alt, waschechte Berlinerin, gelernte Damenmaßschneiderin und Diplom-Kostümgestalterin und arbeite seit 2016 in diesem Bereich. 2017 war ich kurzzeitig freischaffend tätig. In dieser Zeit gründete ich das Kindermodelabel Ida&FRED und verwirkliche damit meine eigenen Ideen. Kurze Zeit später bekam ich ein tolles Angebot für eine Vollzeitstelle, sodass ich das Label zurzeit nebenberuflich weiter führe.

Wie bist du auf die Idee zu Ida&FRED gekommen und was macht dein Label aus?

Das Gestalten und Nähen von Kleidung war schon immer eine Leidenschaft von mir. Früher habe ich aus Stoffresten die Garderobe für meine Puppen genäht und auch wenn ich später an der Oper das Maßschneiderhandwerk eher für Sänger, Schauspieler und Tänzer gelernt habe, hat mich diese Vorliebe für Kleidung im „Kleinformat“ anscheinend nicht losgelassen. Ich kann mich aber auch daran erinnern, dass ich schon als Kind die Puppenkleidung, die es so zu kaufen gab, immer doof fand. Überall Mickymäuse oder andere Aufdrucke, Glitzer, Sternchen, Rosa und Babyblau. Mittlerweile hat sich da zum Glück viel getan, aber das war für mich mit Sicherheit auch einer der Anreize, Alternativen zu gestalten.

Mir schwebten da schon während meines Studiums immer wieder Ideen durch den Kopf, die ich mal aufgezeichnet, mal wieder verworfen habe… Als ich nach einem Jahr als Schneiderin am Theater Karlsruhe und einer blöden Trennung Hals über Kopf wieder zurück nach Berlin kam, schlug mir eine Freundin vor, beim Frühlingsfest ihrer Ateliergemeinschaft doch einfach mal ein paar erste Sachen zu verkaufen. Das war praktisch der Startschuss für Ida&FRED. Ich hatte eine Frist von 4 Wochen, die mich ablenkte und dazu zwang, mich ganz intensiv der Idee des Labels zu widmen. Ich habe viele Schnitte konstruiert, ausprobiert, Tag und Nacht genäht, fotografiert, eine Website und einen Onlineshop auf die Beine gestellt.

Es wurde zwar nicht viel gekauft auf dem Fest damals, aber besonders online war die Resonanz so positiv und ermutigend, dass ich weiter gemacht habe.

Ich mache immer noch alles an dem Prozess selbst. Vom Entwurf über den Schnitt und Zuschnitt bis hin zum Nähen und Versenden des fertigen Kleidungsstücks.

Dabei lege ich Wert auf Stoffe aus Naturfasern. Zum Einen, weil sie aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, zum Anderen, weil sie hautsympathisch und strapazierfähig sind, was ich besonders für Kinderkleidung wichtig finde. Dass sie natürlichen Ursprungs sind, merkt man auch bei der Verarbeitung, denn sie lassen sich problemlos in Form bringen, schon durch bloße Körperwärme. Das heißt auch, dass sie knittern und dass sie mit jeder Wäsche, jedem Gebrauch weicher werden. Diese „Patina“ mag ich persönlich sehr, weil die Sachen dadurch natürlich lässig aussehen.

Als Maßschneiderin ist mir auch die handwerkliche Qualität sehr wichtig, denn die Kleidungsstücke sollen möglichst lange halten und weitergereicht werden.

Ich halte die Schnitte zeitlos schlicht und gebe genügend Weite und Länge hinein, damit die Sachen eine Weile mitwachsen können, bevor sie dann hoffentlich das nächste Kind trägt.

Ein eigenes Label neben dem Job, das klingt nach viel Arbeit – wie organisierst du dich, gerade in Zeiten des Corona Virus?

Das ist manchmal wirklich etwas nervenaufreibend. Die meisten Sachen fertige ich auf Bestellung an. Ich räume mir zwar eine Bearbeitungszeit von bis zu 14 Tagen ein, aber für mich selbst versuche ich schon, die Sachen nach maximal einer Woche zu verschicken, denn ich möchte die Käufer*innen natürlich auch nicht zu lange warten lassen. Ich mache mir also immer sofort einen Plan, wenn eine Bestellung herein kommt, denn die Kraft nach dem Arbeitsalltag ist ja auch begrenzt (zumindest auf Dauer). Ich arbeite dann „häppchenweise“: einen Abend Zuschnitt, einen Abend die Näharbeit, dann letzte Handarbeiten und schließlich Rechnung schreiben, Verpacken, Versenden. So funktioniert das mittlerweile sehr gut für mich. Manchmal habe ich auch Tage, da schaffe ich fast alles an einem Abend, weil ich gerade „im Flow“ bin, aber ich glaube, man darf auch nicht zu streng mit sich sein, sonst macht es keine Freude mehr. Das kann ich aber auch nur so sagen, weil meine Existenz nicht davon abhängt.

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass mir Corona, zumindest mein Label betreffend, eher zugute gekommen ist. Wie wir alle wissen, wurde das öffentliche kulturelle Leben weitestgehend heruntergefahren. Daher muss ich zurzeit nur sporadisch an meinen Hauptarbeitsplatz, weil es dort nunmal so gut wie gar nichts zu tun gibt. Ich kann mich also gerade wieder intensiver mit Ideen für Ida&FRED beschäftigen und es wird auch ganz bald schon Neues zu sehen geben!

Du bist Diplom Kostümdesignerin und Maßschneiderin, wie bist du zu diesem Studium gekommen, war das schon immer dein Traum?

Nach dem Abitur habe ich erstmal ein Jahr lang noch „gesucht“. Nach mir und danach, was ich eigentlich machen möchte. Ich habe in einem kleinen Verlag gejobbt, das hat mir Struktur gegeben und ich habe in meiner Freizeit immer mehr genäht und irgendwann gedacht, das möchte ich richtig lernen. Ich hatte das Glück, einen Ausbildungsplatz an der Staatsoper (heute „Bühnenservice“) zu bekommen, dort gibt es eine separate Lehrwerkstatt und man lernt das Handwerk noch so richtig traditionell. Damals hab ich das manchmal als hart empfunden, aber mittlerweile ist mir bewusst, wieviel ich dort gelernt und wirklich verinnerlicht habe, worauf ich immer wieder zurückgreifen kann.

Einige Lehrlinge aus dem Jahr über mir sind damals nach Dresden an die Hochschule für Bildende Künste gegangen, um dort Kostümgestaltung zu studieren. Dort ist eine abgeschlossene Schneiderlehre Voraussetzung für die Aufnahme. Da ich mir nicht vorstellen konnte, nach der Ausbildung direkt ins Berufsleben einzusteigen, habe ich dann auch diesen Weg gewählt. Der Studiengang Theaterausstattung an der HfBK ist sehr künstlerisch orientiert (jedenfalls damals). In den ersten zwei Jahren lernt man alle Grundlagen zusammen mit Theaterplastiker*innen, -maler*innen und Maskenbildner*innen, man hat viel Zeichenunterricht, Farbenlehre, Künstleranatomie usw.. Das hat mich sehr gereizt und war für mich die perfekte Kombination aus künstlerischer Ausbildung und der Anwendung meines Handwerks.

Was machst du, wenn du mal ein paar Stunden Zeit für dich hast?

Schwierige Frage! Um so richtig abzuschalten, scrolle ich viel zu oft durch Instagram, Pinterest oder YouTube. Irgendwann nervt mich aber meistens, wie sinnlos die Zeit dabei verstreicht! Dann versuche ich, sie bewusster zu verbringen, mache mir Musik an und bin doch immer irgendwie am „Werkeln“. Ich stricke zum Beispiel auch sehr gern. Manchmal spiele ich ein bisschen auf meiner Gitarre oder ich gehe einfach spazieren. In letzter Zeit habe ich auch das Malen wieder entdeckt, nur so für mich, das entspannt mich sehr.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Eine noch schwierigere Frage! Vor allem könnte man sie auf so vielen Ebenen beantworten.

Mit Ida&FRED würde ich gerne noch etwas wachsen. Es macht mich stolz, dass sich Menschen für das Label interessieren und solche Kooperationen wie diese hier zustande kommen. Es ist nicht ganz leicht, im Kindermodebereich Fuß zu fassen, es gibt mittlerweile einfach so viele und auch so schöne Sachen für Kinder! Ida&FRED soll auch ruhig ein kleines, exklusives Label bleiben. Kinderkleidung zu gestalten, Stoffe auszuwählen, Schnitte auszuprobieren, zu nähen und die Kleider schließlich angezogen zu sehen, ist mir immer wieder ein Bedürfnis und ich denke, das wird auch so bleiben. Wenn ich mir frei heraus etwas wünschen könnte, dann dass man einfach von dem leben könnte, was einen innerlich antreibt, was einen glücklich macht, achtlos dessen, einen bestimmten Umsatz erzielen zu müssen.

Ansonsten wünsche ich mir eines Tages eigene Kinder, denen ich meine Sachen anziehen kann und für die nahe Zukunft erst einmal, dass wir uns alle endlich wieder unbeschwert treffen können, sonst wird das mit den Kindern schließlich auch nichts :-D.

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