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Ein Bett für die Ewigkeit

Grundsätzlich bin ich ja eher der Typ, der seine Möbel nach der jeweiligen Situation anpasst. Schnell mal einen Schrank im Kinderzimmer wieder aussortiert und dafür eine neue Kommode kauft. Meist sind das aber auch eher Möbelstück die einfach nicht perfekt sind, nicht so durchdacht, wie man es sich wünscht. Dabei finde ich die Idee total schön, dass es ein Möbelstück gibt, dass einen sein ganzes Leben lang begleitet. Eins an dem man wirklich hängt. Ich habe jetzt ein Bett gefunden, dass genau so ein Möbelstück werden könnte. Es ist wunderschön zeitlos und sehr hochwertig und ich bin total begeistert. Ich habe dem Designer mal ein paar neugierige Fragen zu der Idee und dem Bett gestellt.

Lieber Herr Schwade, bitte stellen Sie sich und Ihre Firma guut doch kurz vor?

Guut ist eine kleine Wiener Manufaktur für Massivholzbetten und Matratzen. Seit 2013 fertigen wir unter dem Namen GUUT Matratzen und Liegesysteme aus reinen Naturmaterialien von Hand, der Ursprung des Unternehmens reicht allerdings bis ins letzte Jahrtausend zurück. Ausgehend von dem Kernthema Matratze haben wir in den vergangenen 12 Jahren metallfrei gesteckte Massivholzbetten entwickelt, ergänzt von Seitentischen und einer Kommodenserie – all das fertigt ein Tischler für uns, mit dem wir seit gut zehn Jahren zusammen arbeiten.

Tatsächlich besteht GUUT im Wesentlichen aus 3 Person die für den Prozess der Produktentwicklung, für die Fertigung in der Nähwerkstatt, für Marketing, Verkauf und Vertrieb verantwortlich zeichnen. Da auch meine erwachsene Tochter mit an Bord ist, könnte man uns schon fast als ein Familienunternehmen bezeichnen. Im Hintergrund tragen uns 2 Gesellschafter im Notfall über finanzielle Durststrecken – weil sie an die Qualität und die Notwendigkeit von GUUT glauben.

Wie ist die Idee zu kidd entstanden und was ist das besondere?

KIDD ist aus Fragen nach den elementaren Bedürfnissen von Kindern entstanden. Die wesentlichen Antworten die wir darauf gefunden haben waren die Themen: Sicherheit, Geborgenheit, Wandelbarkeit und Nachhaltigkeit.

Wieso Sicherheit? Einerseits um dem Sicherheitsbedürfnis von Seiten der Eltern Rechnung zu tragen andererseits aus einer tiefen inneren (von Montessori angehauchten) Überzeugung heraus, dass Kinder die Nähe zum Boden brauchen. Einem Kind, das im Schlaf im Bett rotiert und dabei herauspurzelt, kann sich im Fall von KIDD unmöglich verletzen – anders schaut es im klassischen Hochbett aus. Dazu gibt es das Thema der emotionalen Sicherheit: Ich kann mich gut an meine Kindheit erinnern, in der ich sehr ambivalent dem eigenen Hochbett gegenüber stand: Einerseits war es aufregend ein Hochbett zu haben und das unbedingte Bedürfnis oben zu schlafen war groß, gleichzeitig war es eine zwiespältige Mischung aus Angst und dem Gefühl dort oben eingesperrt zu sein, wenn es finster war und ich in der Nacht aufs Klo musste. Ich glaube zwar nicht, dass mich diese Erfahrungen nachhaltig traumarisiert haben, schließlich gewöhnt man sich an vieles, aber wenn ich es mir heute aussuchen könnte, würde ich lieber in einem KIDD schlafen wollen.

Eng damit verknüpft ist damit das Thema Geborgenheit: Immer wieder habe ich beim Ausliefern unseres Kinderbettes begeistertes Leuchten in den Augen von Kindern gesehen, wenn sie verstanden haben, dass dieses Bett in Zukunft ihres sein wird, das ihnen durch das Himmelszelt Raum und Zuflucht bietet, in dem sie sich verstecken können, in das sie sich ungesehen zurückziehen können und zu dem sie anderen nach Belieben Zutritt gewähren können. Dass diese Art von Geborgenheit auch ein elementares Thema für Große sein dürfte sehe ich an den regelmäßigen Anfragen, ob wir unser Himmelszelt auch für Erwachsenenbetten fertigen. 

Ein Bett ohne Schrauben – wie hält das? Und was ist der Vorteil?

Die Frage nach den schraubenlosen Betten ist eine meiner Lieblingsfragen: im Anschluss an mein Musikstudium und nach einer 5-jährigen Unterrichtspraxis, in der ich Kindern und Jugendlichen das Querflötenspiel beigebracht habe, habe ich mit 32 Jahren quasi auf dem 2. Bildungsweg eine Tischlerausbildung gemacht. Dabei war ich unendlich fasziniert davon, wie beispielsweise die Japaner alles mit reinen Holzsteckverbindungen konstruiiert haben. Ein anderes Vorbild waren Biedermeiermöbel, die zu einem großen Teil ebenfalls metallfrei gesteckt sind und waren.

Darüber hinaus gibt es ernstzunehmende Argumente seitens des Fengshui, dass Metall im Bett ein negatives Strahlungsfeld produziert, aber damit kenn ich mich ehrlich gesagt nicht so genau aus. Wenn wir diese Anforderungen dabei auch erfüllen, umso besser.

Ob es hält?

Auf alle Fälle: wir machen Betten mit einer Breite von bis zu 2,20 Meter (aktuell haben wir eine Anfrage auf 2,80 Meter): Durch die intelligenten konstruktiven Elemente sind wir genau genommen vielen geschraubten Bettgeschwistern sogar überlegen: Verbindungen in „normale Bettrahmen“ beschränkten sich auf vier Eckpunkte, bei uns gibt es 8 Verbindungspunkte, was die Stabilität des rechten Winkels wesentlich erhöht. Und für mich ist es auch so etwas wie sportlicher Ehrgeiz, ein massives Bett für 2 erwachsene Menschen innerhalb von wenige Minuten werkzeugfrei zusammenbauen zu können. 

Nachhaltigkeit wird immer mehr Thema – wie Nachhaltig ist kidd?

Allein der Untertitel „ein Bett für alle Fälle“ transportiert in gewisser Weise schon unseren Nachhaltigsgedanken: KIDD funktioniert für alle Altersstufen: die Version nestin sorgt dafür, dass die bis zu 2-jährigen einen geschützten Schlafbereich haben, über die Varianten playin, couchin und sleepin haben wir ein Bett, das tatsächlich ein Leben lang funktioniert. Im Normalfall kaufen Eltern im Alter von 6 Jahren bereits das dritte Bett für ihr Kind, KIDD kaufen sie einmal und haben bis zum Auszug der Kinder ausgesorgt.

Darüber hinaus: Massives Holz, geölte Oberflächen, beste Naturmaterialien, in der Region gefertigt: Unser Bett könnten Sie dann nach 100 Jahren quasi kompostieren.

Es gibt tolle Accessoires zum kidd Bett dazu. Ich mag den Dachhimmel sehr, finde aber auch die Kombi mit Filz sehr schön. Was hat es auf sich mit den Accessoires Stein, Pfütze, Weg, Wiese? 

Stein, Pfütze, Weg und Wiese sind die Fortsetzung der Geborgenheit über das Bett hinaus: Als Bodenspielmatten, Sitzpolster, Verletzungsschutz vor dem Bett für den Fall dass Kinder wider Erwarten doch aus dem Bett purzeln und als Chill-unterlage für Jugendliche: Der latexierte Kokos auf der Unterseite fungiert als Rutschbremse, die das Unfallrisiko am glatten Fussboden maximal reduziert. Die Verwendung von Filz war eine Entscheidung für einen nachhaltigen Weg: Reine Wolle ist grundsätzlich wesentlich widerstandsfähiger gegen Verschmutzung als andere Materialien, die dafür zwar vielleicht maschinenwaschbar sind, aber auch schneller unansehnlich werden. 

Was wird sich in Zukunft immer mehr durchsetzen? Was wird eurer Meinung nach Trend im Kinderzimmer?

Modularität ist ein Trend, der sich nicht nur im Kinderzimmer weiter ausbreitet: Vielseitige Verwendbarkeit von Möbeln ist ebenfalls ein Bedürfnis: Dass Kindermöbel den aktuellen Trends der Walt-Disney-Industrie folgen müssen halte ich überhaupt für eines der größeren Verbrechen der Menschheit: Für mich ist das so etwas wie eine pseudokindliche Gestaltung, die ähnlich wie Industriezucker, drogengleich den guten Geschmack von Kindern verdirbt. 

Gutes und intelligentes Design setzt sich am Ende des Tages durch – das ist meine tiefe Überzeugung.

Für 0 – 2 Jährige

Für 3-12 Jährige

Für 13 – 18 Jährige

Für danach

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